Lage in Haiti

Liebe FONMEH-Freunde,

sicherlich haben viele von euch in den letzten Tagen einiges aus den Medien erfahren! Auch wir von FONMEH e.V. sind sehr erschüttert über die Lage in Haiti, die sich vor allem in den letzten zwei Jahren seit der Ermordung des Präsidenten Jovenel Moise sehr verschlechtert hat. Die Polizei in Port-au-Prince kann der zunehmenden Bandengewalt im Land kaum etwas entgegensetzen. Wie ihr im letzten Bericht bereits erfahren habt, war ich (Mondi Benoit) im November 2023 in Haiti. Schon damals war die Lage sehr schlecht! Es hat sich niemand getraut die Landwege nach Les Cayes zu unserem Waisenhaus zu benutzen.

Bandenkriege
Viele, sehr gut bewaffnete Banden regierten bereits zu dieser Zeit – vor allem in der Hauptstadt – und die Übergangsregierung war machtlos. Zahlreiche Stadtteile in der Hauptstadt Port-au-Prince sind leer, weil die Menschen geflüchtet sind. Das Waffengesetz der USA hat leider auch großen Einfluss auf Haiti, da die meisten Waffen, die im Besitz der Banden sind, aus den USA stammen. Wenn man es riskiert über bestimmte Viertel in der Hauptstadt zu fahren, in denen die Banden herrschen, müssen hohe Geldsummen bezahlt werden. Die Leute, die
die Möglichkeit haben zu fliegen, nutzen diese, um aus der Hauptstadt wegzukommen – aber das können sich die aller wenigsten leisten.

Nun der Notstand in Haiti: Interims-Premierminister Henry ist zurückgetreten
In der Nacht zu Dienstag, 12.03., hat der Interimspremier von Haiti, Ariel Henry, seinen Rücktritt erklärt. Er appellierte: „Ich bitte alle Haitianer, Ruhe zu bewahren und alles zu tun, damit so schnell wie möglich wieder Frieden und Stabilität einkehren!“. Das Leben der Menschen – vor allem in der Hauptstadt, aber auch im ganzen Land – wird unerträglich. Das Land wurde faktisch lahmgelegt. Das Schlimmste war aber die Befreiung der Gefangenen im größten Kriminalgefängnis in Port-au-Prince. Ihr könnt euch gar nicht vorstellen, was das psychisch für die Menschen bedeutet! Viele Haitianer, die die Möglichkeit haben, gehen jetzt lieber in die USA, mit der Hoffnung, ein ruhigeres, sicheres Leben zu führen. Aber viele andere sehen ihre Aufgabe in ihrem Land HAITI und wollen auch dort bleiben! Egal wie die Lage ist! Ihnen ist bewusst, dass sie gebraucht werden und diese Leute wollen wir ermutigen.

Wie sieht es in Les Cayes und in unserem Waisenhaus aus?
Die ganzen Probleme sind für uns nicht so leicht zu verarbeiten, aber wir geben unseren Kindern und Mitarbeitern Hoffnung! Wir bieten ihnen größtmögliche Sicherheit und Stabilität in diesen unruhigen Zeiten. Ohne uns wären viele unsere Kinder wahrscheinlich schon bei den Banden gelandet! Ist es doch für die Menschen oft die einzige Möglichkeit irgendwie an Geld zum Überleben zu kommen.
Ihr wisst – wir haben schon oft darauf hingewiesen: Lebensmitteln sind extrem teuer geworden, was für uns fast zu einer Verdoppelung der Ausgaben geführt hat. Aber unsere Mitarbeiter vor Ort schaffen es immer noch, dass unsere Kinder etwas zu essen bekommen. Und wir schaffen es noch, unseren Mitarbeiter in Haiti ihren Lohn zu zahlen. Gut, dass wir mit eurer Hilfe bereits in den Ausbau der Landwirtschaft investiert haben und so auch zu unserer Selbstversorgung beitragen können.
Unser Projekt wird zu 98% von Menschen wie du und ich finanziert! Nur gemeinsam können wir es schaffen, den haitianischen Menschen weiterhin ein bisschen Hoffnung zu geben. Letztes Jahr konnten wir die Mehrausgaben in unserem Projekt, die aufgrund der Inflation entstanden sind, nicht mit der Summe an eingegangen Spenden decken. Somit müssen wir versuchen an so vielen Stellen wie es nur geht zu sparen, um nicht weiterhin auf unsere Rücklagen zurückgreifen zu müssen.

Lichtblick und Zuversicht
Trotz allem konnten unsere Kinder am 4. März ein schönes Konzert gestalten, was für sie und uns – in diesem Trümmerhaufen in Haiti – ein Lichtblick und ein Stück Hoffnung verbreitet hat. Es war das erste Konzert der Kinder für die Öffentlichkeit. Die ganzen Instrumente haben wir in 2022 mit einem Container nach Haiti geschickt. Seitdem haben die Kinder fleißig geprobt und viel Musik miteinander gemacht. An dieser Stelle danke ich im Namen der Kinder, allen Menschen, die dieses Projekt unterstützt haben! Übrigens: die Kleidung haben sich die jungen Leute in der
Nähwerkstatt selbst geschneidert.

Wie wird es weitergehen?
Wie es jetzt in Haiti weitergehen wird, weiß niemand! Die Lage ist für die Menschen dort eine Katastrophe, auch für uns als Verein ist es finanziell eine große Belastungsprobe. Wir werden und wollen natürlich auch den Nachbarn unseres Hauses – wie wir es bereits bei vergangenen Katastrophen getan haben – bestmöglich helfen. Aufgrund der Probleme müssen wir aber geplante Projekte ruhen lassen.
Es gilt nun: Auf das Nötigste und Tägliche konzentrieren.
Wir verbreiten Hoffnung mit unserer Arbeit dort und das werden wir immer machen, solange wir können und dürfen!

Danke für eure Unterstützung, danke, dass ihr uns weiterhin vertraut und danke, dass ihr uns damit Zuversicht gebt und damit viel Hoffnung bei unseren Kindern und Mitarbeitern in Haiti verbreitet.

Viele Grüße und Gottes Segen
Euer Mondi Benoit

Unsere Bankverbindung:
FONMEH e.V. – Raiffeisenbank im Nürnberger Land
IBAN: DE77 7606 1482 0000 3777 08
BIC: GENODEF1HSB
Verwendungszweck: Waisenheim Haiti