Neue Route – Abitur für zwei – Zukunft für alle
Liebe Unterstützer und Freunde unseres Waisenhauses,
„Bondye resisite, li vrèman resisite!“ – „Der Herr ist auferstanden! Er ist wahrhaftig auferstanden!“
Mit diesem Auferstehungsruf, den sich schon die ersten Christen zuriefen, und mit dem sich auch unsere Geschwister in Haiti gegenseitig Hoffnung zusprechen, möchten wir euch grüßen und euch – auch in dieser Situation – ein frohes und gesegnetes Osterfest wünschen!
Die Botschaft von der Auferstehung ist gerade in diesen Zeiten genauso aktuell wie vor 2000 Jahren.
Auch unsere Kinder und Mitarbeiter in Haiti tragen diese Hoffnung durch die schwierige Zeit.
„Die Route muss neu berechnet werden.“
Wie sich sonst oft das Navigationssystem meldet, wenn wir uns verfahren haben, so mussten auch wir im Februar unsere Schritte neu überdenken. Anfang Januar planten wir noch den Wohnungsbau für das Jungenhaus, doch die politische Lage in Haiti verschlechterte sich extrem – und dann kam noch das Corona‐Virus dazu.
Auch in Haiti gibt es mehrere bestätigte Corona‐Fälle. Sollte sich das Virus dort ähnlich ausbreiten wie hier in Europa, wäre es für das Land mit seiner schlechten medizinischen Versorgung ein Desaster. Bis jetzt ist es noch nicht im Süden angekommen, aber das kann sich jederzeit ändern.
Wir haben unsere Mitarbeiter angewiesen, strenge hygienische Maßnahmen einzuhalten, um insbesondere den gefährdeten Personenkreis zu schützen. Wir hoffen und beten, dass unsere Freunde in Haiti bewahrt werden.
Die Schulen in Haiti sind seit Ende März geschlossen, was für die Kinder und die Mitarbeiter extrem anstrengend ist. Zwei Jugendliche – Obed und Jean – werden in diesem Jahr ihre Abiturprüfung ablegen, aber wann das sein wird, ist unklar. Wir sind sehr dankbar, diese Kinder so weit gebracht zu haben; sie würden sonst vielleicht auf der Straße leben.
Andererseits verlangen einige unserer Schützlinge, mittlerweile mitten in der Pubertät, den Mitarbeitern alles ab. Eins der Kinder war bis 1 Uhr nachts mit Freunden unterwegs, ohne vorher Bescheid gesagt zu haben. Manche andere verweigern sich manchmal den Gemeinschaftsprogrammen. Die Mitarbeiter müssen alles geben, um das Miteinander zu stabilisieren.
So haben wir Odlin schweren Herzens vorerst zu seinen entfernten Angehörigen schicken müssen, weil sein Verhalten im Heim nicht mehr tragbar war. Es sind Schritte, die für uns nicht einfach sind, aber um der Ordnung willen sind wir manchmal gezwungen, hart durchzugreifen. Das Leben im Waisenhaus muss für alle gut weitergehen. Odlin wird trotzdem weiterhin von uns unterstützt.
Obeds Traum ist es, Bauingenieur zu werden. Wir suchen nach Wegen, ihm dies zu ermöglichen. In der Hauptstadt Port‐Au‐Prince könnte er wohl einen Studienplatz bekommen. Sollte sein Wunsch sich bis August gefestigt haben, müssten wir mehr investieren, weil ein Studium auch in Haiti teuer ist. Doch wir freuen uns auch, wenn unsere Kinder große, aber auch realistische Träume haben und sich aktiv dafür einbringen wollen, die Welt und ihr Land etwas besser zu machen. Wir sind sehr dankbar, die Jugendlichen bis jetzt so gut begleitet zu haben. Dafür wollen wir vor allem euch danke sagen, denn ohne eure Unterstützung wäre es für uns nicht möglich gewesen, die Kinder so weit zu bringen.
Durch die aktuelle Krise haben auch wir als Verein große Schwierigkeiten, genug Spenden zu bekommen. Auch weil viele Benefiz‐Veranstaltungen, die wir geplant hatten, abgesagt werden mussten. Ohne diese Konzerte oder Gottesdienste fällt eine unserer wenigen regelmäßigen Einnahmequellen weg, neben den Spenden von unseren Paten und Unterstützern. Wir brauchen jeden Monat etwa 10.000 Euro, um das Waisenhaus gut zu führen. Momentan nehmen wir leider nicht mal die Hälfte ein und müssen an unsere Rücklagen gehen, um den
Waisenhausbetrieb aufrechtzuerhalten. Wir spüren deshalb die Härte der Krise besonders und hoffen, dass wir alle Kinder und Mitarbeiter im Heim behalten können.
Wir wissen, dass viele unserer Spender hier in Deutschland auch eine schwierige Zeit erleben. Darum fällt es uns nicht leicht, euch um Unterstützung zu bitten. Doch gleichzeitig wollen wir euch nicht im Unklaren über die momentane Lage lassen. Wir sagen herzlichen Dank im Voraus, falls ihr uns auch in dieser prekären Situation unterstützen wollt und uns helfen könnt, die Zukunft unserer Kinder weiterhin mitzugestalten. Die Kinder brauchen eure Unterstützung jetzt mehr denn je.
Danke, dass ihr mit uns verbunden bleibt! Wir hoffen und beten auch für euch, damit wir alle gut
durch die Krise kommen. Gott segne euch!
Herzliche Grüße, auch im Namen des Fonmeh e.V.,
Euer Mondi Benoit
1. Vorsitzender FONMEH e.V.