Reise nach Haiti 2025

Liebe FONMEH-Unterstützer:innen und Freunde,

wie jedes Jahr bin ich nach Haiti gereist, um vor Ort nach dem Rechten zu sehen. Ich bin wohlbehalten in Les Cayes angekommen.

Die Lage dort ist ruhig. Man kann kaum glauben, wie negativ das Bild Haitis in den Medien oft gezeichnet wird. Natürlich ist die Realität in Port-au-Prince eine andere, keine Frage und das hat auch im Süden zu wirtschaftlichen Herausforderungen geführt. Aber in Les Cayes bewegen sich die Menschen frei; auch Besucher aus dem Ausland. Es ist keine Spur von Unsicherheit zu spüren. Das freut mich sehr und ich erkenne an, dass die lokale Politik viel dafür tut, dass die Lage vor Ort so stabil ist.

Gleich nach meiner Ankunft besuchte ich das Mädchenhaus, wo sie liebevoll einen kleinen Empfang für mich vorbereitet hatten. Danach ging es weiter zum Waisenhaus. Die Freude war – wie immer– überwältigend! Die Kinder wiederzusehen, führt immer zu großen Glücksgefühlen und lässt mich meine Müdigkeit vergessen. Solche Momente sind wahre Ermutigung!

Vieles läuft wirklich gut – dafür dürfen wir sehr dankbar sein. Natürlich können wir uns immer verbessern und auch dazu sollte meine Reise dienen. Durch den Austausch mit den Kindern und den Mitarbeitern habe ich wertvolle Erkenntnisse gewonnen, die uns helfen werden, sinnvolle Veränderungen vorzunehmen, von denen wir alle profitieren werden.

Wichtig war der Besuch in der Nähwerkstatt. Sie läuft sehr gut. Wir haben gemeinsam Ideen erarbeitet, um das Projekt weiter zu entwickeln. Geplant ist, dass das Team aktiver nach außen tritt und ihre Kleidungsstücke präsentiert, um mehr Aufträge zu erhalten.

Ein wichtiges Anliegen ist die schulische Förderung. Einige Kinder haben große Schwierigkeiten in der Schule und so müssen gezielt Maßnahmen ergriffen werden, um sie – noch – besser zu unterstützen.

In Gesprächen mit den Mitarbeiter:innen haben wir die aktuelle Situation analysiert und gemeinsam überlegt, welche Veränderungen notwendig sind und wie wir diese umsetzen können. Dazu kamen Gehaltsverhandlungen. Es war dringend geboten, die Gehälter zu erhöhen, was angesichts der Inflation eine wichtige Anpassung ist, auch um ihre Motivation zu stärken.

Natürlich traf ich auch das Team der Musikschule. In unseren Gesprächen wurde deutlich, dass fast alle Kinder psychische Probleme haben. Viele von ihnen scheinen, traumatisiert zu sein. Es zeigt sich, dass es dringend notwendig wird, einen Psychologen bzw. Psychologin einzubeziehen.
Es wurden aber auch Zukunftspläne geschmiedet. So sind künftig mehr Musikveranstaltungen geplant, damit die Kinder mehr Bühnenerfahrung sammeln können und damit Bestätigung sowie Selbstvertrauen gewinnen.

Aber auch ein Ausflug nach Îl á Vache, eine Insel vor Les Ceyes, mit Kindern und Mitarbeitenden gehört immer zu meinem Besuch. Wir haben dort übernachtet; Kinder in Zelten und wir im Hotel. Es war eine wunderbare gemeinsame Zeit. Dort habe ich einige Jugendliche gefragt, was sie als die beste Entscheidung ihres Lebens empfinden. Viele antworteten:

Ihre Dankbarkeit ist sehr groß – sie sehen den klaren Unterschied zu anderen Jugendlichen. Es ist ihnen bewusst, dass sie privilegiert sind.

Zum Abschluss haben wir gemeinsam im Garten gegessen. Die Kinder und Mitarbeitenden haben mich mit einer wunderbaren Veranstaltung überrascht, die mich tief zu Tränen gerührt hat. In solchen Momenten wird mir besonders bewusst, wie wichtig die Unterstützung aus Deutschland und der Schweiz ist. Es ist eine echte Kraftquelle, solche Dankbarkeit zu erleben.

Diese Reise hat meinen inneren Akku für diese wertvolle Arbeit wieder vollständig aufgeladen – und ich hoffe, ich kann etwas davon an euch weitergeben!

Ich danke euch – auch im Namen der Kinder und Mitarbeitenden – von Herzen für eure Unterstützung.

In Verbundenheit,
Euer Mondi