17. September 2024 – Erster Bericht
Straffes Programm
Kofferdrama 1
Wie geplant bin ich am Montag, 16. September, um 7:00 Uhr ab München gestartete; Zwischenstopp in London und Weiterflug nach Miami. Leider war mein Koffer dort nicht zu finden! Das hat mich sehr traurig gemacht, weil sich viele Geschenke für die Kinder darin befanden. Allerdings hat mir American-Airlines versprochen, den Koffer direkt nach Haiti nachzuschicken.
So musste ich erst einmal entspannen und trotzdem versuchen, einen guten Nachmittag in Miami zu verbringen. Ich ging gleich in die Stadt, um ein Instrument u.a. Kleinigkeiten für unsere Musikschule zu besorgen.
Der Weiterflug nach Port-au-Prince war schon am nächsten Tag um 04:00 AM.
Große Freude und Dankbarkeit: „Meine Koffer waren tatsächlich da!“
Motivation und Traurigkeit
Auf den Weiterflug nach Les Cayes musste ich leider knapp 8 Stunden warten.
In dieser Wartezeit kamen viele Fragen in meinen Kopf, vor allem „Warum mache ich das alles?!“ Die lange Reisezeit verschaffte in mir eine „unmotivierte“ Stimmung, an der sicher auch die Müdigkeit schuld war.
Früher wurde ich immer von unseren Mitarbeitern mit dem Auto abgeholt und konnte so – ohne Wartezeit – weiter nach Les Cayes gefahren. Aber wegen der gefährlichen Situation in Port-au-Prince geht das leider nicht mehr. Es ist traurig zu sehen, was alles in dem Land getan werden müsste! Aber so viele junge Leute sitzen einfach rum – ohne Arbeit! Teilweise gibt es Arbeit, aber keine gute Führung, damit die Leute effektiver arbeiten.
Die Politik schaut zu!! Man hat das Gefühl, das Leben der Leute ist stehen geblieben, während die Zeit weiter geht.
Es ist kein Wunder, dass viele junge Menschen aus Haiti weg gehen wollen.
Kofferdrama 2
Der Flug nach Les Cayes hatte Verspätung, aber niemand hat uns informiert und so war Geduld gefragt. Viele Menschen sind hier sehr genervt, weil sie sich machtlos fühlen.
Ich unterdessen habe schon sehr viele Eindrücke gewonnen, die mir vielleicht helfen werden, unser Projekt zu verbessern, aber auch persönlich selber zu wachsen.
Als ich in Les Cayes ankam, war mein Koffer leider erneut nicht zu finden. Da heißt es wieder: Geduld haben und meine Zeit hier nicht zu sehr davon beeinflussen zu lassen.
Übrigens: der Koffer ist bislang noch nicht aufgetaucht!
Direkt nach meiner Ankunft bin ich – leider sehr unmotiviert – zum Waisenhaus gefahren. Aber dann sind die Kinder alle auf mich gesprungen und plötzlich hatte ich wieder so viel Kraft und Motivation!
Gespräche
Zuerst standen sehr viele Gespräche mit den Mitarbeitern, aber auch mit den Kindern an.
Ich möchte die Lage vor Ort aus verschiedenen Blickrichtungen beleuchten. Dadurch wird es mir möglich sein, zu sehen, wo es sehr gut läuft und wo noch viel Arbeit auf uns wartet – wo es nachzusteuern gilt. Somit ging es bei den Gesprächen u.a. um angepasste Strukturen aufgrund der neuen Kinder. Aber auch Gehaltsverhandlungen standen auf dem Programm.
Was jetzt feststeht: Wir brauchen 4 bis 5 neue Mitarbeiter. Mit einem evtl. neuen Mitarbeiter habe ich mich bereits getroffen. Falls es klappt, wird er für uns eine große Bereicherung sein.
Am Nachmittag habe ich mich mit allen Kindern getroffen. Dabei ging es hauptsächlich darum, ihnen klar zu machen, dass es für uns als Verein nicht so einfach ist, so viel Geld gespendet zu bekommen, um das Waisenhaus und ihr Leben zu finanzieren.
Ich habe an sie appelliert, dass sie mit allen Sachen sorgsam umgehen müssen, weil das Geld, das wir von vielen Menschen gespendet bekommen, auch bei uns hart erarbeitet werden muss. Ich habe ihnen erklärt, dass unsere Ressourcen sehr begrenzt sind und wir darum alles genau kontrollieren müssen – auch um in keine finanzielle Engpässe zu kommen.
Viele Kinder sind bei diesem Treffen auch zu Wort gekommen – wunderbar war es ihre Worte zu hören, v.a. wie dankbar sie für unsere Unterstützung sind!
Voll mit diesen vielen neuen Informationen, war es nicht einfach für mich, einzuschlafen. Ich brauche sehr viel Zeit zum Nachdenken.
Ist es doch eine der Hauptanliegen unseres Vorstandes: Nachfragen, wie es läuft; klären, was wann zu tun ist; evtl. Spannungen beseitigen; organisatorische Fragen erläutern; Probleme aufdecken und lösen usw.
Angemietetes Haus
Natürlich habe ich auch das angemietete Haus der Jungs besucht, um zu schauen, wo und wie sie wohnen. Leider ist das Haus noch nicht ganz fertig geworden, v. a. es muss noch komplett gestrichen werden.
Dort wohnen nun 15 Jungs – alle älter als 18 Jahre. Sie arbeiten in Teams und kümmern sich selber um alles – unter verantwortlicher Anleitung von Loulou und seiner Frau samt drei kleinen Kindern. Ich muss sagen, es ist keine leichte Aufgabe, weil die Jungs ganz schön rebellisch sind. So kommt es vor, dass Jemand eigentlich Dienst hat, aber plötzlich nicht da ist. Die junge Familie von Loulou wird viel Geduld, Ausdauer und Liebe für diesen Dienst brauchen.
Dankbarkeit
Danke an EUCH alle, die mich im Hintergrund bei der Reise unterstützen – auch durch ein leises Gebet.
Wir von FONMEH e.V. brauchen hier viel Weisheit bei den Entscheidungen, die getroffen werden müssen, damit unser Projekt gut gelenkt werden kann und den Menschen wirklich dient.
Wir sind sehr dankbar für die wunderbaren Mitarbeitenden vor Ort. Auch wenn alles nicht perfekt läuft, aber was ist schon perfekt?!
Ich will sie ermutigen und schauen, wie wir alle gemeinsam besser werden können, um diesen wunderbaren Dienst für die Kinder mit viel Liebe, Hoffnung und Geduld zu gestalten.
Ich fühle mich gut – von Gott und vielen wunderbaren Menschen, die um mich herum sind, sehr gut getragen.
Herzlichen Dank
Euer Mondi