Mondi in Les Cayes bei unseren Kindern und in Port-au-Prince bei unseren Studenten

27. September 2024 – Zweiter Bericht

Externes Wohnen – Jungenhaus
Wie bereits berichtet, leben die über 18jährigen Jungs zusammen mit Loulou und seiner Familie in einem angemieteten Haus. Die Jugendlichen müssen nun lernen, Verantwortung zu übernehmen. D. h., sie haben Pflichten/Arbeiten, die sie erfüllen müssen, um ein Teil des Geldes zu bekommen, dass sie für sich brauchen. Dafür müssen sie eine bestimmte Stundenzahl leisten – entweder direkt im Projekt oder dort, wo Hilfe benötigt wird. So wollen wir auch verhindern, dass die Jungs komplett von uns abhängig sind.

Externes Wohnen – Mädchenhaus
Eine der wichtigsten Entscheidungen für mich war, dass wir uns mit dem Ehepaar Petit-Homme geeinigt haben: sie werden die Betreuung der Mädchen übernehmen.
Peterson ist Pastor in einer Kirchengemeinde, seine Frau Frantzise hat sehr viel Erfahrung in der Jugendarbeit; sie hat zudem Verwaltungswissenschaft studiert und wird eine große Hilfe in der Verwaltungsarbeit sein. Ich bin sehr glücklich über diese Entscheidung, weil dieses Ehepaar für die 13 Mädchen, die dorthin umziehen werden, Vorbild sein wird. 

Unabhängigkeit der externen Häuser
Es ist wichtig, dass die zwei Häuser nicht komplett von uns abhängig werden. FONMEH e.V. wird dem jeweiligen Leitungspaar einen bestimmten Geldbetrag pro Kind zuteilen. Sie werden diesen selbst verwalten, die Jugendlichen werden einkaufen gehen, selbst kochen und weitere Planungen unter Anleitung machen.
Wichtig für uns ist, dass es auch die Jugendlichen wichtig finden, selbstständig zu werden. Daher muss ihr Leben mehr der Realität im Land angepasst werden.

Unser bisheriges Waisenhaus
Hier sind jetzt größtenteils Kinder bis 17 Jahre untergebracht. Madame Laurence – die diese Kinder bislang schon betreut hat und mit nach Les Cayes umgezogen ist – wird die Hauptverantwortung für das Waisenhaus übernehmen. Sie wird, gemeinsam mit allen anderen Mitarbeiter/innen darauf achten, dass es den Kindern gut geht.
Zudem soll eine zusätzliche Mitarbeiterin eingestellt werden.
Unser bisheriger Heimleiter Makenson wird künftig hauptsächlich für die Bildung in allen Wohnbereichen des Projekts zuständig sein. Er wird sich auch darum kümmern, dass allen Mitarbeitern die Sachen zur Verfügung gestellt werden, die sie benötigen, um ihre Arbeit zu erledigen.

Nähwerkstatt
In unserer Zweigstelle habe ich eine große Überraschung erlebt! Die dortigen Verantwortlichen haben für mich ein kleines Fest als Dankeschön organisiert. Es wurden Reden gehalten und die großartige Arbeit von FOMEH e.V. gelobt. Sehr schade war es nur, dass ich diese Momente alleine erlebt habe. Aber ich habe all diese wertschätzenden Worte in eurem Namen in Empfang genommen.

Insgesamt sind in unseren zwei Nähwerkstatt-Schulen ca. 110 Auszubildende. Unsere Kinder profitieren sehr davon, weil als Prüfungsaufgabe Kleidungsstücke zu nähen sind, die unsere Kinder dann anziehen können.
Die Nähwerkstatt braucht Platz und wir sind jetzt voll am überlegen, wo wir die Maschinen platzieren können. Aber – wie vieles in diesem Land – braucht es auch hier Zeit und Geduld. Aber ich bin sehr froh und dankbar, dass dieses Projekt gelungen ist!

So eine Arbeit ist ein Langzeit-Marathon! Daher bin ich jeden Einzelnen von euch dankbar, die sich für diese Menschen hier engagieren und die bis jetzt durch „dick und dünn“ mitgegangen sind. Manchmal fühlen wir uns machtlos und kraftlos, aber diese Momente gehören genauso dazu wie die schönen, die ich hier zurzeit erleben darf! Es ist mir bewusst, dass es schwer ist, sich zu motivieren, wenn man Tausende von Kilometern weit weg von der Realität in Haiti ist und so die Früchte nicht sehen kann. Daher kann ich auch jeden verstehen, der nicht immer die Kraft findet, um weiterzumachen.

Allgemeinlage
Das Leben hier wird immer teurer! Ich habe das Gefühl, dass Essen und Trinken fast als Luxus gesehen wird. Wir spüren es auch ganz deutlich bei den Ausgaben für den Lebensunterhalt für unsere Kinder und Mitarbeiter.
Viele Eltern in der Umgebung haben nicht das Geld, um ihre Kinder in die Schule schicken zu können. Darum bekommen wir ganz viele Anfragen, ob wir diese Kinder nicht unterstützen könnten. Leider müssen wir ablehnen. Es tut mir immer sehr weh, solche Entscheidungen zu treffen; weiß man doch ganz genau, dass Bildung das
„A und O“ ist. Trotzdem hoffe ich, hofft FONMEH e.V., auf mehr Sponsoren, um in der Zukunft vielleicht auch solche Fälle auffangen zu können. 

Eine gute Sache war noch, dass wir endlich eine gute Internet-Verbindung im Waisenhaus haben. Das wird uns die Kommunikation deutlich erleichtern.

Studenten in Port-au-Prince
Auf der Rückreise habe ich der Hauptstadt übernachtet und konnte mich so mit Jean, Obed und Berline treffen.

Wie ist es mit Jean weitergegangen? 
Er hat seine dreijährige Ausbildung „Pharmazie“ letztes Jahr abgeschlossen und auch eine Arbeit gefunden. Leider musste er die Stelle wieder aufgeben, da die Gangs in Port-au-Prince dieses Stadtviertel eingenommen haben. Jetzt sucht er erneut Arbeit, aber es ist leider sehr schwer, etwas zu finden. 
Selbständig kann er sich nicht machen, da er nur drei Jahre Ausbildung gemacht hat, aber dafür insgesamt fünf Jahre bräuchte. So müssen wir mal weiter sehen, was er machen und wo er eine Arbeitsstelle finden kann. 

Studium von Obed
Er ist im 4ten Studienjahr und wird noch ca. 2 Jahre brauchen. Obed ist in seinem Element und liebt sein Studium „Bauwissenschaften“ immer noch. 
Ich bin froh, dass er – trotz der Probleme in der Hauptstadt – sein Studium fortsetzen konnte und nicht entmutigt wurde; Wille und Motivation sind vorhanden.
Wichtig ist jetzt einen Platz in einem Ingenieurbüro zu finden, um parallel zum Studium Erfahrungen zu sammeln. Alleine wird es für ihn sehr schwer sein, aber ich werde all meine Kontakte nutzen, damit er irgendwo unterkommt.

Es ist für mich wunderbar zu sehen, wie sich diese jungen Männer entwickelt haben und selbstständig geworden sind. Auch hier darf ich mich wieder herzlich bedanken bei all den Menschen, die als Puzzleteil im Hintergrund dieses Projekt unterstützen. Nur so werden diese jungen Leute eine gute Zukunft haben. 

Berline wohnt eigentlich in Les Cayes, aber sie ist in der Hauptstadt, um bestimmte Papiere machen zu lassen. Ihr großes Ziel ist es, in Brasilien zu studieren. Aber sie ist sich noch nicht ganz sicher, ob sie wirklich und was sie studieren möchte. Da sie gerne kocht, käme auch eine Ausbildung als Köchin in Betracht.

Rückreise und Rückblick
Die Reise hatte für mich viele emotionale Höhen und Tiefen, aber ich bin froh, dass ich so positiv zurückblicken kann.
Ich konnte erneut feststellen, dass so ein Projekt extrem viel Geduld braucht. Wir müssen immer weitermachen, auch wenn wir denken, keinen Weg gesehen haben. Wir müssen uns auch stetig weiterentwickeln und v.a. nach neuen Sponsoren suchen!
Eins steht fest, unsere finanziellen Mittel sind sehr begrenzt! Dadurch können wir leider auch nicht alles das tun, was wir gerne tun würden. Aber wir bleiben dran und hoffen, dass wir mehr Sponsoren finden.

Wir sind – mit Gottes Hilfe – ein Licht und Anker für ganz viele Menschen hier. Es gilt, immer „dran“ zu bleiben. Auch wenn es hart wird, denn wir wissen, dass der Weg sehr weit ist. 

Dank
Danke für eure Unterstützung von FONMEH e.V. auf ganz verschiedenen Art und Weise: durch Spenden, durch mentale Unterstützung, durch Mitarbeit im Verein, durch Gebete für diese Arbeit und dass ihr überhaupt diese Zeilen lest. 

Im Namen der Kinder und Mitarbeiter in Les Cayes sage ich euch auch „Danke, für die großartige Unterstützung“. Durch sie verbreitet ihr ganz viel Hoffnung hier in Haiti – auch wenn ihr es aus der Ferne nicht sehen und spüren könnt. 

Gemeinsam bilden wir ein wunderbares Bild der Hoffnung für ganz viele Kinder, besser gesagt für ganz viele Menschen, in Haiti. 

Danke und Grüße aus Haiti

Euer Mondi